Freitag, 9. Mai 2008

Sonntag, 13. April

Geschwindigkeit am Morgen: 9,5 Knoten, noch 2.241 Meilen bis Ponta Delgado, Kurs 30 Grad, Außentemperatur 18 ° C (auch wenn es sich wegen der hohen Luftfeuchtigkeit nach mehr anfühlt.
Erkenntnis des heutigen Morgens: auch die Prospekte von Star Clipper habe nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun. Von wegen weiße Segel unter blauem Himmel auf weitem Meer. Es ziehen Regenschauer über das Meer; von der Sonne ist nichts zu sehen, die Wellen tragen Schaumkrone und das mit dem Segeln schein auch nichts zu werden. Zwei Matrosen versuchten heute Morgen gegen 6 Uhr einige Stagsegel zu setzen, doch als ich kurz unter Deck verschwunden war, um mir den Early Morning Tea aus der Piano Bar zu holen, lagen die Segel schon wieder eingepackt an Deck. Kein Wunder, den der Wind weht mit 7 Bft . Fast genau von vorne. Von vorne heißt an diesem Morgen etwa aus 45 Grad. Ich war nicht der Einzige, der um diese Zeit auf dem Deck nach dem Rechten sah. Ein Amerikaner nuschelte etwas von:“Hier oben geht es mir besser.“ Er hatte sich vorsichtshalber schon die Seekrankheits-Pflaster hinter das Ohr geklebt. Und ganz hinten, windgeschützt mit dem Blick ins Kielwasser lag schon jemand im Liegestuhl, während ein Stück weiter gelegentlich eine Welle aus dem Schwimmbad auf die Planken schwappte. Die Luftfeuchtigkeit ist recht hoch, schon nach kurzer Zeit klebt das Hemd und die Stirn wird feucht. Karibische Gegebenheiten eben, nur ohne Sonnenschein.

Wie war die erste Nacht an Bord? Wir sind schnell eingeschlafen, nicht ohne vorher zum ersten Mal die Uhr eine Stunde vorzustellen. Klares Indiz, dass wir in Richtung Osten segeln. Später, vermutlich deutlich nach Mitternacht, spüren wir ein sanftes Wiegen. Es reicht, das angewinkelte Knie nach vorne zu schieben, um nicht hin und her zu kullern. Gelegentlich hört man eine Welle an den beiden Bullaugen vorbei gurgeln. Von der Maschine ist nichts zu spüren. Ein ganz leises Grundrauschen von der Lüftung – sonst nichts.

Den ganzen Tag über bessert sich das Wetter nicht wirklich. Es weht mit 25 bis 30 Knoten fast von vorne und das Schiff läuft ohne Segel rund 12 Knoten.

Das Tagesprogramm ist heute noch überschaubar: Rettungsübung, Vorstellung der Crew, Tour durch den Wellness- und Fitness-Bereich, gemeinsames Singe von ‚Salve Regina’ mit dem Kapitän zum Sonnenuntergang. Höhepunkt des Abends ist die Modenschau – oder sollte man besser sage – die Verkaufsveranstaltung für die Bordboutique.

Gut, dass nicht so viele Aktivitäten anstehen, denn Gisela kämpft gegen das schwankende Schiff – und hat schon früh verloren. Mit Tabletten von Bordarzt Dr. Thomas Karg, einem Akkupressur-Armband aus dem Segelshop in Bremen und viel gesundem Tee kam sie einigermaßen über die Runden. Ein halbes Hörbuch und etliche Stunden im Liegestuhl auf dem Achterdeck ist sie jetzt, um 22:30 Bordzeit, wieder halbwegs fit.

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