Die Sonne scheint, die Segel sind gesetzt. Mit Kurs Nord-Nord-Ost geht es weiter den Azoren entgegen, wenn auch nicht auf der Ideallinie. Wenn wir den Wind nutzen wollen, müssen wir einen etwas nördlicheren Kurs nehmen. Mit Kurs 20 bis 30 Grad pflügen wir dann durch den Atlantik. Am Abend lässt der Kapitän die Segel einholen, schmeißt die Maschine an und versucht dann, mit einem Kurs von 70 Grad wieder Strecke gut zu machen. Obwohl der Wind uns deutlich weniger Vortrieb gibt, als die Maschine, schaffen wir doch über 24 Stunden gesehen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwas mehr als 10 Knoten.
Bei einem unserer Besuche auf der Brücke kommen wir mit Ashley ins Gespräch. Er kommt von der Karibikinsel St. Lucia und ist im Grunde von Anfang an auf diesem Schiff. Er wird, wie der Rest der Mannschaft, jeweils für 10 Monate angeheuert. Für wenig Geld, wie er erzählt. Für das Personal ist eine indische Heuergesellschaft zuständig. Deshalb sind auch so viele Inder unter der Decksmannschaft.
Ashley ist so etwas wie ein Bootsmaat. Er geht zusammen mit seinem kleinen indischen Assistenten Wache und wenn Segele gehisst oder eingeholt werden, gibt er die Kommandos. Um seine Heuer aufzubessern und seiner Frau und den drei Kindern etwas mitbringen zu können, verdient er sich nebenbei Geld dazu: er bastelt ein kleines Modell der Royal Clipper aus Dacron und Zahnstochern und verkauft es für 40 Euro an die Gäste (Ashley:„Manche geben noch zusätzlich ein Trinkgeld“). Er hat für das Schiffsmodell sogar extra einen kleinen Karton gebastelt. Weil wir ja eine vorzeigbare Erinnerung
an diese Reise brauchen, ist dies das ideale Mitbringsel.
Später verrät uns Ashley, dass er von diesem Geld seinem jüngsten Sohn ein Paar Sportschuhe kaufen will. Der gemütliche Bootsmaat bringt uns auch noch zwei Knoten bei, die mit einer eleganten Handbewegung gemacht werden. Wir haben kaum Gelegenheit zum Üben, aber immerhin kann ich am nächsten Tag schon anderen Passagieren zeigen, wie man’s macht.
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